Ulrich Raulff: Krieg und Frieden in der Bibliothek
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Bibliographische Infos

Zeitschrift für Ideengeschichte
Jahrgang 16 (2022), Heft 4
- Autor:innen:
- , , ,
- Verlag
- C.H.BECK Literatur - Sachbuch - Wissenschaft, München
- Erscheinungsjahr
- 2022
- ISSN-Online
- 1863-8937
- ISSN-Print
- 1863-8937
Kapitelinformationen
Jahrgang 16 (2022), Heft 4
Ulrich Raulff: Krieg und Frieden in der Bibliothek
- ISSN-Print
- 1863-8937
- ISSN-Online
- 1863-8937
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Hochgeehrte Festgemeinde, angesichts des Bildes, das Sie abgeben, festlich und gestimmt, umgeben von einem der schönsten Säle nördlich des Limes, könnte man auf die Idee kommen, die Bibliothek sei ein Ort des Friedens und eine Insel in einer Welt, die alles andere alsfriedlich ist. Auch der alltägliche Blick in die Lesesäle der Bibliothek könnte diesen Eindruck hervorrufen, freilich nur, solange man nicht bemerkt, über welch perfiden Kriegslisten und Strategemen die fleißigen Gelehrten brüten, dieweil sie so tun, als ernteten sie die Früchte der Gelehrsamkeit und füllten die Keller ihrer Fußnoten. Die endlosen Reihen von Büchern – nun, man weiß, wie agonal ihre Versammlung ist, wie streitlüstern und wie polemisch; wir haben Jonathan Swift gelesen, The battle of the books, und wer das Vergnügen hatte, in kleinen Hausgeschichte der Herzog August Bibliothek zu blättern, die Peter Burschel kürzlich veröffentlich hat, wird auf das Eingangszitat von Anatol France gestoßen sein, das denselben Tatbestand notiert: Die Bibliothek ist kein Hain des heiligen Friedens, sondern das Feld einer erbitterten Schlacht, ja, eines bellum omnium contra omnes.