Widerspenstige Gesichter. Mienenspiele der Verweigerung im fotografischen Zeitalter

Am 15. Juni 1972 wurde die als Terroristin gesuchte Journalistin Ulkrike Meinhof in Hannover festgenommen. Weil die Gefangene ihren Namen verschwieg und ihr Äußeres kaum Ähnlichkeit mit den Fahndungsfotos besaß, konnte sie nur anhand einer Kaiserschnittnarbe und durch eine Röntgenaufnahme des Kopfes, die eine zehn Jahre zuvor eingesetzte Silberklammer im Hirn sichtbar machte, eindeutig identifiziert werden. Der erkennungsdienstlichen Behandlung widersetzte sich Meinhof mit aller Kraft: Fingerabdrücke konnten erst nach Anordnung der Narkotisierung genommen werden, und als sie fotografiert werden sollte, zog sie «ihren Kopf weg und machte Grimassen». Nur mit Hilfe eines Tricks gelang es schließlich, eine Aufnahme zu bekommen: In der Arrestzelle wartete ein Fotograf, der in dem Moment abdrückte, in dem Meinhof den Raum betrat, während ein Beamter ihre Arme auf dem Rücken festhielt.