Kateryna Mishchenko: Der Bogen. Eine Szene aus Kyjiw

Wer heute durch Kyjiw spaziert, stößt bisweilen auf seltsame Artefakte. Versteckt hinter Sandsäcken oder umhüllt von Holzpaletten, sind zahlreiche Monumente von der Präsenz des Krieges gezeichnet. All diese Verkleidungen und Ummantelungen – der ganz profane «Überbau» – haben einen Mehrwert. Die Sorge um das nackte Leben hat in Kyjiw den ästhetischen Widerstandsgeist anscheinend noch nicht vollständig absorbiert. Man kann in den verkleideten Monumenten Symbole der Fürsorge einer immer noch wachen Gesellschaft erblicken. Umhüllt und versteckt sind manchmal auch die Monumente und Basreliefs, die als Folge der «Dekommunisierung» im öffentlichen Raum nicht mehr einen repräsentativen Platz für sich behaupten dürfen, aber aus technischen oder funktionalen Gründen noch nicht entfernt werden konnten.