Bedingt handlungsbereit Die jüngste Migrationswelle und ihre Grenzen systemischer Krisenbewältigung in einer globalisierten Welt

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Cover der Ausgabe: ZPB Zeitschrift für Politikberatung Jahrgang 7 (2015), Heft 3
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Policy Advice and Political Consulting

Jahrgang 7 (2015), Heft 3


Autor:innen:
Verlag
Nomos, Baden-Baden
Erscheinungsjahr
2015
ISSN-Online
1865-4789
ISSN-Print
1865-4789

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Jahrgang 7 (2015), Heft 3

Bedingt handlungsbereit Die jüngste Migrationswelle und ihre Grenzen systemischer Krisenbewältigung in einer globalisierten Welt


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Eingriffe in komplexe Handlungsprozesse, wie der spannungsgeladenen konstitutiven Migration, sind herausfordernd für alle gesellschaftlichen Gruppierungen. Flüchtlinge - gleichgültig, aus welchem Grund sie flüchten - schüren in ihrer wachsenden Zahl Interessenskonflikte in den Aufnahmegesellschaften und verschärfen Verteilungs- und Aufnahmekämpfe innerhalb der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU), die noch nie so evident waren wie heute! Der unstreitig zunehmenden Flüchtlingssituation wird man nur mir systemischen Denkfiguren gerecht. Ohne Schulung der perspektivischen Veränderung von Hierarchie geleitetem zum vernetzten systemischen Denken und Handeln wird dies kaum möglich sein. Denn: Lineare Abläufe, wie eine konsequente Abschottung vor Flüchtlingsströmen oder stringent bürokratisch gesteuerte Erstaufnahmeeinrichtungen, sind keine nachhaltigen Lösungen - im Gegenteil! Sie verursachen nicht selten zusätzliche Folgen dieser (mono) kausalen Fehleinschätzungen. Wie politische Entscheidungsträger mit dynamischen Migrationsbewegungen umgehen, verrät eine erhebliche Fehlbarkeit der unabdingbaren Voraussetzung systemischen Lernens, nämlich die Unvermeidbarkeit zu revidieren und stattdessen mit dem Unerwarteten zu rechnen. Jedoch bedarf es dazu einer sukzessiven organisationalen Veränderung mit hochachtsamen Elementen, einem ausgeprägten Risikomanagement und einer rückhaltlosen Fehlerkultur! Exakt darin erscheint die EU als bedingt handlungsbereit und offenbart ihr politisches Versagen. Die Frage wie wir damit umgehen, ist eine Frage der Organisation. Die politische Herausforderung besteht darin, eine aus Motiven heraus getroffene Politik des kurzfristen Aktionismus durch eine Politik der nachhaltigen Prävention abzulösen. Nichts anderes könnte man in Max Webers Verständnis von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik erkennen, die er in seinem berühmten Vortrag „Politik als Beruf“ (1919) entwickelte.

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