Danilo Scholz, Patrick Bahners, Shiru Lim: Pocock Moment

Europa oder die Einsamkeit der Antipoden In manchen historischen Lagen scheint die Geographie für das Politische eine bestenfalls relative Größe zu sein. Als sich im Zweiten Weltkrieg 1943 das Blatt gegen Nazideutschland gewendet hatte, trat Carl Schmitt als Landvermesser in Erscheinung. Es galt, die stetig wachsenden Raumansprüche des Feindes abzuzirkeln. Die USA, so Schmitt, streben nach einer «universalen, planetarischen Weltkontrolle und Weltherrschaft». Dieser Wille zur erdumspannenden Hegemonie erschien Schmitt perfide, weil Entgrenzung sich hier unter dem Mantel einer räumlichen Begrenzung tarnte. Wo die «westliche Hemisphäre» noch im 19. Jahrhundert ein hegemoniales «Regime der Freiheit» unter US-Fahne bezeichnete, das sich als Gegenpol zu den Monarchien Europas inszenierte, sei diese Propagandaformel längst zum Alibi für einen «grenzenlosen, globalen Interventionismus» geworden, der willkürlich eine Linie zwischen Freund und Feind zieht.