Das Verschwinden von Lokalzeitungen und seine Auswirkungen auf Demokratie und Gemeinwesen – eine systematische Literaturanalyse

Das Interesse am Phänomen des „Zeitungssterbens“ und seiner Folgen für die Demokratie hat in jüngerer Zeit sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der öffentlichen Debatte stark zugenommen. In der Folge sind in den vergangenen Jahren zahlreiche wissenschaftliche Studien erschienen, die dieses Thema vor allem empirisch untersuchen. Ein systematischer Literaturüberblick (Systematic Literature Review), der die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeiten zusammenfasst, analysiert und für die medienpolitische und unternehmenspolitische Praxis nutzbar macht, fehlt bislang. Diese Lücke will die vorliegende Arbeit schließen. Auf der Grundlage von 28 wissenschaftlichen Arbeiten werden Antworten auf die Frage gegeben, welche nachweisbaren Folgen das Sterben lokaler Zeitungen für die Demokratie und das Gemeinwesen hat. Im Ergebnis zeigt sich zunächst, dass es sich um ein recht junges Forschungsfeld handelt, das einen starken Fokus auf die USA aufweist und sich überwiegend auf quantitative Methoden stützt. Untersucht werden die Auswirkungen auf politische und gesellschaftliche Teilhabe, Einflüsse auf Polarisierung und politischen Wettbewerb sowie die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung und Fehlverhalten in der Privatwirtschaft. Die Analyse belegt, dass der Verlust von Lokalzeitungen oftmals signifikante negative Auswirkungen auf diese Bereiche hat. Dabei werden die Effekte zum Teil stark vom Wettbewerb auf dem lokalen Zeitungsmarkt beeinflusst. Die Ergebnisse unterstreichen die anhaltende Bedeutung lokaler Zeitungen sowie die Eignung des Indikators „Zeitungssterben“ für weitere Forschung. Dieser Befund gilt auch und gerade vor dem Hintergrund, dass neue Formen lokaler, meist digitaler Berichterstattung entstehen, die allerdings bislang oft nur vergleichsweise geringe Reichweiten erzielen. Für Deutschland zeigt sich die Entwicklung eines zunehmenden Zeitungssterbens mit möglicherweise ähnlichen Folgen wie in den USA. Die Arbeit schließt mit einem Überblick über mögliche Handlungsoptionen, die den unterschiedlichen Akteurinnen, Akteuren und Stakeholdern zur Verfügung stehen, um Lokalmedien zu erhalten und zu stärken – und zwar unabhängig davon, ob es sich um Zeitungen oder alternative digitale Medien handelt.